• Erbauer: M. Hörügel, Leipzig
  • Baujahr: nach 1913
  • Sammlung Gebr. Oberlinger
MANUAL, Bassseite     MANUAL, Diskantseite  
(1) Diapason 8'   (1) Melodia 8'
      (1p.) Melodia-Dolce 8'
(2) Bourdon 16'   (2) Cello 16'
(3) Viola 4'   (3) Flûte 4'
(3p.) Viola-Dolce 4'      
      (4) Oboe 8'
      (5) Vox-Celeste 8'
(6) Aeolus-Harfe 2'      
(6p.) Cornettino 2'      
(7) Subbass 16'      
(8) Engl. Horn 8'   (8) Salicional 8'
       
Aeoline 8'   Aeoline 8'
Fagott 8'   Seraphone 8'
      Musette 32'
      Schalmei 8'
      Waldflöte 2'
Bass-Koppel     Diskant-Koppel  
Bass-Forte     Diskant-Forte  
       
  Expression  
  Vox humana  
       
Weitere Ausstattung:
Prolongement mit Hackenintermittierung
Kniehebel "T." und "S."
       

Der Komponist Sigfrid Karg-Elert (1877-1933) forderte von einem "Kunstharmonium" die Erfüllung folgender Kriterien:

Das Kunstharmonium, das seinen Namen ehrlich trägt, besitzt Druckluftanlage, hat 2 vollkommen selbständige, voneinander unabhängige Expressionen (für jede Spielhälfte eine) [...], Klaviaturskala C-c4, mit e/f-Teilung, 2 pneumatisch-automatische Forte expressifs, 2 Métaphones, 2 starre Forte fixes, mindestens ein Baßprolongement C-H mit automatischer Auslösung und einer Hackenintermittierung [...], Vierspieldisposition mit Perkussion, dazu Äolsharfe 2' im Baß, einen streichenden 16', einen weihevoll-schwebenden 16' und einen sonoren, höchst expressiven 32' im Diskant.

Unser Exponat erfüllt einige dieser Kriterien.

Gleichzeitig äußerte sich Karg-Elert über die Namenswahl "Kunstharmonium":

Aus der künstlerischen Perspektive betrachtet, mutet die Betonung des Wortes "Kunst"-Harmonium freilich etwas reklamehaft oder mindestens industriell an. Der seriöse Musiker, der keine Kunstviolinen, Kunstklaviere, Kunstorgeln usw. kennt, [...] nimmt leicht Anstoß an diesem Beiwort und wittert erfahrungsgemäß (allerdings gänzlich unbegründet) mehr "Künstelei" als "Kunst", die sich für ihn, bei einem ernst zu nehmenden Instrumente, ja von selbst versteht.

Die doppelte Expression und das Bassprolongement mit Hackenintermittierung erfordern eine spezielle Pedaltechnik, die nur von wenigen Spielern beherrscht wurde. Mit den beiden Kniehebeln lässt sich die doppelte Expression ganz oder teilweise ausschalten, so dass auch ein Spieler mit dem Instrument zurechtkommt, der mit der Expression nicht vertraut ist.

Die Harmoniumfabrik Hörügel wurde 1893 in Leipzig gegründet. Bereits 1928 waren weit über 40.000 dort gebaute Instrumente in Gebrauch. Der Bau von Kunstharmoniums oder ähnlichen Instrumenten ist in Bezug auf die Firma Hörügel nicht überliefert. Andere Firmen bauten vier bis sieben derartige Instrumente pro Jahr, so dass sich der Anteil an der Gesamtproduktion im Zehntausendstelbereich bewegt.

Die Ziffern vor einigen der Registernamen beziehen sich auf eine zur Blütezeit des Harmoniums praktizierte Normierung von Registrieranweisungen. In vielen Harmoniumnoten wurden lediglich diese Ziffern als Registrieranweisungen abgedruckt.

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HÖRÜGEL-
HARMONIUM