Der Name des Instruments ist vom
lateinischen "positum" = "hingestellt"
abgeleitet. Im Gegensatz zu größeren Orgeln
sind Positive nicht fest im Raum installiert,
sondern können nach Bedarf ohne großen Aufwand
an verschiedenen Stellen aufgestellt werden. Das im
Jahre 1432 von Jan van Eyck geschaffene Genter
Altarbild wurde für die Rekonstruktion mit
mehreren naturwissenschaftlichen Methoden
untersucht, u. a. Thermofotografie. Hierbei
zeigte sich, dass van Eyck ursprünglich eine
andere Klaviatur vorgezeichnet hatte. Weil der
Engel die Diskantseite der Klaviatur verdeckt,
waren verschiedene Lösungsmöglichkeiten für
den Klaviaturumfang möglich. Deshalb wurden
mehrere Rekonstruktionen mit unterschiedlichen
Klaviaturumfängen angefertigt. Als Vorbild für
verschiedene Details im Inneren des Instrumentes,
z. B. für die Form der Spielventile und die
Bauart des Wellenbrettes, diente die gotische
Orgel von Norrlanda (Insel Gotland, Schweden),
die mit Ausnahme ihrer Pfeifen erhalten ist.
Auf dem Genter Altarbild
ist erkennbar, dass die Prospektpfeifen an beiden
Seiten Längsnähte haben. Für die
Rekonstruktion wurde dieses Kuriosum so
interpretiert, dass die Schauseite der
Prospektpfeifen aus einer hochprozentigen
Zinnlegierung besteht, während die Rückseiten
der Prospektpfeifen ebenso wie alle Innenpfeifen
aus reinem Blei hergestellt sind. Das heute in
Vergessenheit geratene, in der Gotik übliche
Sandgussverfahren für Bleipfeifen wurde in der
Pfeifenwerkstatt der Gebr. Oberlinger nach einer
alten Beschreibung reaktiviert.
Der Bau des Gotischen
Positivs sowie der Exponate 02 Regal, 03
Renaissance-Tischpositiv und 04
Claviorganum war
eine Forschungsarbeit, die unter der Leitung von
Dipl.-Ing. Wolfgang Oberlinger stand.
Wissenschaftliches Gremium:
Prof. Dr. Reinhardt
Menger
Dr. Hans Oskar Koch
Wilhelm Krumbach
Martin Sassmann

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